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IM RAHMEN DER TRANSPARENZ SEINER ARBEIT GIBT DAS AUSWÄRTIGE NACHRICHTEN- UND FORSCHUNGSBÜRO QUELLENBERICHTE IN AUSZÜGEN FREI/DIE TEXTE SIND URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT/ZUWIDERHANDLUNGEN WERDEN INTERNATIONAL VERFOLGT.

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NACHRICHTEN- UND FORSCHUNGSBÜRO



Klassifikation: Nur zur dienstlichen Verwendung!

[Auszug aus Führungsinformation 04/11]


I. NAHOST/AFRIKA: Strategische Planungen Moskauer Energiemultis überholt

I-35-2011



I.1. Der Irak als Sprungbrett für den Nahen Osten

Gazprom-Neft hob im Vorjahr seine Investitionen zur Entwicklung der irakischen Badr-Ölfelder an und verfügt in diesem Projekt über 30 Prozent der Anteile (neben Kogas – 25%, Petronas – 15%, TPAO/Türkei – 7,5 Prozent sowie irakische Regierung – 25%). Insgesamt investierte Gazprom-Neft 200 Millionen USD.

In strategischen Analysen des Konzerns wird jedoch intern darauf verwiesen, dass in den fragilen Staaten des Nahen Ostens durch Regierungsbeteiligungen Risiken minimiert werden müssen.

Der russische Konzern betrachtet den Irak als Sprungbrett zur Ausweitung seiner Geschäftsoperationen im Nahen Osten. Sowohl das iranische Azar-Feld wie auch Badr (Irak) verfügen nach Schätzung der Gazprom-Geologen über erhebliche Vorkommen. Doch bei Gazprom-Neft sieht man sich nach der Entwicklung in Libyen zu Korrekturen an Plänen aus dem Vorjahr veranlasst, die Libyen zur Expansionsbasis nach West-Afrika in Interaktion mit ENI machten.

Libyen: Milliardenprojekte liegen vorerst auf Eis

Binnen kurzer Zeit verlor Russland vier Milliarden Dollar aus geschlossenen Waffenkontrakten mit Libyen. Undenkbar ist bis auf weiteres die Fortsetzung des Geschäfts der Gesellschaft Russische Eisenbahnen (Wladimir Jakunin) zum Bau einer Reihe von Schnellzügen zwischen Sirte und Benghazi an der Mittelmeerküste (Umfang: Drei Milliarden US-Dollar).









Gazprom last year said, “Libya is becoming the key priority of Gazprom Neft in Africa. On the whole we are planning to become a serious player in the Libyan market by actively participating in other projects as well; what those projects will be, we’re not prepared to tell yet; we are making an estimate and this is confidential information. If we manage it, we expect to increase the company's share in production of Libyan oil "to the critical mass", producing at least 10% of the country's oil”.

Zitat/Grafik aus: Oil and Gas –Mergers and Acquisition Review
Februar 2011




„Russlands Enthaltung im Sicherheitsrat erleichterte militärische Maßnahmen im Rahmen der UN-Resolution. Der Kreml hatte kein Interesse daran, einen neuen Konflikt mit dem Westen und insbesondere den Vereinigten Staaten um den Nahen Osten zu eröffnen. Die Unruhen in Libyen führten global zu einem Preissprung für Energie und zu einem Segen für das energiereiche Russland. Darüber hinaus entwickelte sich Libyen in den letzten Jahren für Europa zu einem zuverlässigen Energieexporteur. Eine Patt-Situation in Libyen, wie sich momentan zumindest abzeichnet, begünstigt instabile Tendenzen. Ein Zustand, der mittelfristig zu einem größeren Marktanteil Russlands an Öl und Gas in Europa - vor allem zuerst in Italien – führen könnte. Was Russland in seinen bilateralen Projekten mit Libyen verliert, holt es über Europa doppelt und dreifach wieder herein. Eines der geopolitischen Probleme für Moskau besteht darin, dass Russland in Folge der Obama-Strategie zum Rückzug aus Irak und Afghanistan eine größere Flexibilität im Umgang mit den von Muslimen bevölkerten Gebieten in Mittelasien und dem Kaukasus gewonnen hat. Und so, obwohl Libyen das US-Militär nur marginal bindet, bietet es Potential für Komplikationen. Aber die Situation gibt Russland Pluspunkte in den Public Relations. Wir sehen doch, wie eifrig russische Nahostdiplomaten die Vereinigten Staaten wegen Libyen kritisieren. Noch erhebliche Meinungsverschiedenheiten bestehen beim US-Plan für Raketen in Mitteleuropa. Libyen bietet Russland auch in diesem Zusammenhang Amerika Hegemoniebestrebungen zu unterstellen“ – aus: Einschätzung der US-Intelligence vom 08.04.2011


In der libyschen Hauptstadt arbeitete ein Team von 40 Gazprom-Spezialisten. Im Blick hatte man 300 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Zu den von Gazprom angebotenen Dienstleistungen gehörte die Exploration und Entwicklung von Öl- und Gasfeldern in Libyen sowie die Installation neuer Anlagen zur Gasverflüssigung und Mineralölverarbeitung. Pläne bestanden für Umwelt- und Kernforschungsprojekte, Stromnetze und metallurgische Vorhaben (in Misurata) mit den Libyern.



I.2. Lobbyismus im russischen Nahosthandel





Eleventh Session of the Russian-Arab Business Council (2013)
Bildtechnische Quelle: Russian-Arab Business Council



Im russisch-arabischen Wirtschaftsrat hat eine Neuorientierung begonnen. Was schwieriger als angenommen ist, denn der Mentor der russisch-arabischen Beziehungen, Jewegenij Primakow [Nahostexperte], hat seinen Vorsitz bei der russischen Industrie- und Handelskammer aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Er möchte aber, verlautete aus informierter Quelle, an der zehnten Jubiläumskonferenz des russisch-arabischen Wirtschaftsrats in Casablanca (26.05.2011) teilnehmen. Primakow hatte den russisch-arabischen Wirtschaftsrat gegründet.

Maßgeblich beeinflusst die russische Außenhandelspolitik gegenüber den arabischen Staaten:

Wladimir Jewtuschenko (SISTEMA)

Jewtuschenko ist Mitglied des Modernisierungsrats von Präsident Medwedjew. Der SISTEMA-Chef war lange Zeit einer der Vertrauten des früheren Moskauer Oberbürgermeisters Luschkow. Laut Aktenlage informierte Jewtuschenko den FSB über alle sensiblen Aufträge aus der Moskauer Stadtverwaltung. Er wurde in den 80iger Jahren vom Kreiskomitee Moskau des KGB als Informant  unter dem Decknamen ENAKIEV angeworben. Zu diesem Zeitpunkt war er, was in der UdSSR unter Strafe stand, mit Spekulationen beschäftigt. Weil er 1985 einen Mann angegriffen und dabei einen Polizisten verletzt hat, sollte ein Strafverfahren eröffnet werden. Der KGB verhinderte dies. Wagif Aliovsatovich Gusseinov, der Vizepräsident von SISTEMA, war bis 1991 Chef des KGB in Aserbaidschan.


RON SOMMER – Von 1995 bis 2002 Chef der deutschen Telekommunikation. Leiter der Business Einheit "Telekommunikation Assets“ bei SISTEMA.

FELIX Wladimirowitsch JEWTUSCHENKO – Sohn des SISTEMA-Chefs, der ihn nach seinem Vorbild Felix Dscherschinsky nannte. Vizepräsident von SISTEMA.

ALEXANDER KORSIK – Von 1979 bis 1995 im sowjet-russischen Sicherheitsdienst. Danach erster Vizepräsident von SIBNEFT. Entwarf den Plan zum internationalen Börsengang der Gesellschaft ITERA. Von 2007 – 2009 Vorsitzender des board of directors von RUSSNeft.

ROBERT KOTSCHARJAN – ehemaliger Präsident Armeniens

Jewtuschenko stützt sich auf Tatjana A. Gwilawa [Industrie- und Handelskammer], eine Spezialistin für arabische Fragen, die  von Jewgenij Primakow protegiert wurde. Tatjana Gwilawa wurde in Kasachstan geboren und schloss 1986 ihr Studium am Moskauer Institut für Volkswirtschaft ab. Ab 1991 übernahm sie Managementfunktionen im Bereich von INTOURIST, eine Touristikgesellschaft, die eng mit dem FSB verbunden ist. INTOURIST gehört heute zur Unternehmensgruppe SISTEMA.

Frau Gwilawa ist in Datenbanken der westlichen Intelligence als bedenklich gelistet. Von 2002-2005 war sie Marketing-Direktorin der Gesellschaft JSC „GMV Co. Ltd.“, die Auftragnehmer von Energomasch und der Omega Ltd. war. Danach erhielt sie einen Beratervertrag bei SISTEMA [Head of External Relations] und wurde analog Direktorin des russisch-arabischen Wirtschaftsrats sowie Beraterin des IHK-Präsidenten Primakow.

Zu den Personen, die nach Jewtuschenko die russische Handelspolitik mit den arabischen Staaten prägen, gehören weiter:

Yuri Shafranik (ehemaliger Energieminister)
Andrej Kostin (Vneshtorgbank)
Ruben Vardanian (TROIKA-Dialog)
Sergej Makarow (Stroitransgaz)

Neu aufgenommen in den russisch-arabischen Wirtschaftsrat wurde Natalja I. Kasperskaja, die Generaldirektorin des Unternehmen Kaspersky Lab. Kaspersky Lab ist einer der 10 weltweit führenden Unternehmen in der Entwicklung von Software und für die Sicherung von Informationen zur Internet-Gefährdung. Natalja Ivanovna Kasperskaja, 1966 in Moskau geboren, studierte Mathematik an der Moskauer Universität. 1994 verkaufte sie eher bescheiden Anti-Virenprogramme, womit sie 200 Dollar im Monat verdiente. Kaspersky Lab stieg im Laufe der Zeit zu einem führenden Anbieter dieser Palette am internationalen Markt auf. Frau Kasperskaja ist auch Mitglied der Deutsch-Russischen Handelskammer. Ihr Unternehmen expandiert auf dem arabischen Markt. Laut der Analyse-Abteilung von Kaspersky Lab sind Internet-Nutzer in Saudi-Arabien in höchstem Maße Cyber-Attacken ausgesetzt. „Der Stuxnet-Virus zeigt an, dass wir mit einer neuen Qualität der Cyber-Kriminalität zu ringen haben.“ [ENDE DES AUSZUGS]






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